• Narren
    2003 | DEU | 93min
  • Roman (Christoph Bach) tritt in Köln in einem Architektenbüro seine neue Arbeit an. Gerade zu dieser Zeit ist Karneval und er muss sich auch um seine pflegebedürftige Großmutter (Hannelore Lübeck) kümmern, die schon immer die “Kölnerin” war und wo er zu dieser Zeit des Jahres anreiste und den Karneval mitfeierte. Aber diesmal ist es kein Urlaubsausflug, sondern ein besonderer Abschnitt in Romans Leben.

    Er gilt in der Firma als schüchtern aber korrekt, und als dann noch die Umzüge stattfinden, die aus jedem einen Clown zu machen scheinen, sieht er sich in einer noch verzwickteren Lage. Aber im ganzen Gedränge der Bars und feiernden Leute macht er die Bekanntschaft mit Stella (Victoria Deutschmann) und sein Gemütszustand ändert sich -nur kurz. Doch dann stirbt unerwartet seine “Omma” und Roman kann kaum noch die Realität auseinander halten.

    Kritik

    Bisher ist der Karneval -besonders natürlich in Köln- die heitere Zeit im Jahr. Schnell würde sich ein Regisseur finden, der eine heitere Komödie aus diesem Spaßzirkel macht. Dass es Schattenseiten, ja Abgründe gibt, zeigt auf eindrucksvolle Weise Tom Schreiber.

    Die Geschichte um den schüchternen jungen Mann, der noch an seine Großmutter gebunden ist (im positiven Sinne), und ihr Verwandte vorspielt, die schon lange tot sind, nebenbei eine Liebesbeziehung zu Stella aufzubauen versucht, ist schnell erzählt, aber solide. Und am Ende, soviel sei verraten, kommt es sogar zu einer Auflösung der Umstände um die sich drehenden Personen. Nicht so sehr der Plot vereinnahmt den Film, vielmehr die überzeugenden Experimentaltechniken, wie Kamerarundfahrten in unterschiedlichen Winkeln, Überblendungen, Steadycamverfolgungen, schöne Nahaufnahmen in Totalen, Musikunterlegungen an “richtigen” Stellen und symbolträchtige Bilder -wie zum Beispiel die Feder in der Luft.

    Ein geeignetes “Opfer” der Kamera ist Hauptdarsteller Christoph Bach, dem man großes Lob aussprechen muss. Er interpretiert den schüchternen und “ehrlichen” Roman gekonnt. Selten hat ein deutscher Jungschauspieler wieder so eine Ausstrahlung, dass er dem Zuschauer spielend die einzelnen Szenen veranschaulichen und zuteil werden lässt. Man kommt natürlich nicht um die Tatsache herum ihn als jungen Robert de Niro zu titulieren, aber das kann man getrost im Sande verlaufen lassen. Mag sein, dass Ähnlichkeiten bestehen, jedenfalls in den Gesichtszügen, nur spielt Christoph Bach eben keine Hollywood Formate, sondern “ernste” deutsche Filme. Ob in “Detroit” oder den wenig empfehlenswerten Film “Sieben Himmel”. Hier zeigt sich diese immense Ausdruckskraft. Nur Nuancen machen verschiedene Blickwinkel aus, die aber ausreichen den Charakter der Personen wiederzuspiegeln.

    Fazit

    Zwar scheint “Narren” in jenem Sinne kein “großer” Film zu sein, aber er muss zu den ausgereiftesten und sehr guten deutschen Filmen gezählt werden.

    Text © Valis

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  • 6
    Bewertung (Detail)
    6 von 10
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    IMDb.com
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    OFDb.de
     von 10
  • Eine drastische und bittere Darstellung des Karnevals als Ausrede für das hemmungslose Ausleben von Gewalt und Aggressivität, die sich vor allem gegen jene richtet, die nicht mitmachen, was als quasifaschistische Intoleranz interpretiert wird. Dies untermauert der Film mittels Tod und Morbidität suggerierenden Motiven und einer düsteren Farbgebung. Ein technisch und darstellerisch beachtliches, inhaltlich mutiges Kinodebüt.

    - Lexikon des internationalen Films


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