• A Scanner Darkly
    2006 | USA | 100min
  • Wir schreiben das Jahr 2013: Die USA wird von der Droge “Substanz D” heimgesucht, die schwere dissoziative Nebenwirkungen verursacht. Nicht mehr Kokain oder Heroin sind in, sondern Substanz D. Um gegen diese Droge anzukämpfen hat die USA aufgerüstet und ist zum Überwachungsstaat mutiert. Jeder und alles kann abgehört und aufgezeichnet werden. Im Bezirk Orange County, des Staates Kalifornien wird in der “Brown Bear Lodge” ein neuer Anzug vorgestellt, der 24mal in der Sekunde das Aussehen der Person wechselt. Um die Anonymität so hoch wie möglich zu halten, wechselt der Anzug auch Alter, Geschlecht, Rasse und Stimme (wobei die Stimme nicht wechselt sondern nur einmalig geändert wird). Der Undercoveragent Fred nutzt den Anzug auf der Polizeidienststelle (nicht nur er), weil er in der Drogenszene Schlüsselleute aufdecken will. Ohne Anzug tritt er hierbei als Bob Arctor auf, der sich innerhalb einer kleinen Gruppe bewegt. Dieser angehörig ist James Barris (Robert Downey Jr.), Ernie Luckman (Woody Harrelson), Donna Hawthorne (Winona Ryder) und Charles Freck (Rory Cochrane). Als dann aber James Barris selber mit der Polizei kollaboriert, wird Fred auf sich selber angesetzt und der Anfang vom Ende beginnt …

    Kritik

    Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin. (Neues Testament, der 1. Brief des Paulus an die Korinther, 13. Kapital)

    Philip Kindred Dick (1928-1982) ist einer der ganz großen Science-Fiction Autoren des 20. Jahrhunderts. Durch seine Romane und Erzählungen sind Filme entstanden wie, Total Recall (Kurzgeschichte: We Can Remember It For You Wholesale), Blade Runner (Roman: Do Androids Dream of Electric Sheep?), und Minority Report -um nur die bekanntesten aufzuzählen. “A Scanner Darkly” (dessen Titel wie oben zitiert, aus einem Satz aus der Bibel entstanden ist) grenzt sich von dem seiner anderen Werke deutlich ab. Er schrieb den Roman aus der Intention heraus Vergangenheitsbewältigung zu exerzieren. Denn es ist ein sehr autobiografischer Roman und eine Hommage an seine Zeit, wo er und seine Freunde den Drogen mehr Aufmerksamkeit schenkten als sie sich selber. So ist der Film “A Scanner Darkly” ein eindringliches Werk, das ohne viel Effekte auskommt, aber die Optik und Erzählweise eines Science-Fiction-Films erfüllt.

    Unter Zuhilfenahme der Tricktechnik Rotoskopie (die den jungen Kinogänger vielleicht neu erscheinen mag und er sich an Sin City erinnert fühlt, weil er denkt, es handele sich um einen neuen Look im Film), die schon seit den Anfängen des Zeichentrickfilms (speziell entwickelt von Max Fleischer 1914 für die Animationsreihe Out of the Inkwell) eingesetzt wird, kann Richard Linklater den Vorteil für sich nutzen, dass nicht etwa wie bei Final Fantasy die Personen aufwendig in Mimik und Gestik am Computer designed werden müssen, sondern, dass ein ganz normaler Film mit echten Schauspielern gedreht wird, der dann im nachhinein im Comicstil nachgezeichnet bzw. aufgezeichnet wird. So bleibt die Schauspielerei erhalten und wird gleichzeitig mit einem optisch ansprechenden Äußeren verpackt.

    Meiner Meinung nach hätte der Film aber auch ohne Rotoskopie funktioniert. Es ist alles nett anzuschauen, aber durch die hervorragenden Schauspieler, allen voran Robert Downey Junior und den amüsanten, aber auch tief greifenden und intelligenten Dialoge muss sich Linklaters Werk nicht hinter knalligbunter Fassade verstecken.
    In den 90igern hatte auch Terry Gilliam vorgehabt Dicks Roman zu verfilmen, scheiterte aber an den Filmstudios und musste die Produktion einstellen. Im Nachhinein ist man froh darüber, dass Linklater, der in den Film “Waking Life” auch die Rotoskopie einsetzte, die Verfilmung in Angriff nahm. Er versteht es -unabhängig von der Betrachtungsweise, dass man wieder die Rotoskopie ins Spiel bringt und Terry Gilliam als Regisseur mies machen will- die Szenerie und die hochpolitischen Aspekte, die zweifelsohne in “A Scanner Darkly” augenscheinlich sind, zu kombinieren und ein abgerundetes Filmerlebnis den Zuschauer zu präsentieren.

    Die Doppelbödigkeit des Films trägt nicht unerheblich dazu bei. Bis zum Ende des Films verbirgt die Geschichte die Auflösung. Ein großer Verdienst eines Films. Ähnlichkeiten weist der Film zu Cronenbergs Naked Lunch auf. Wie hier, existieren zwei nebenher erzählte Geschichten, die sich am Ende aufzulösen versuchen. Kennt man ein wenig die Hintergründe von so manchen Schauspieler, dann wird man nicht unbedingt überrascht sein, von der Besetzung des Films. Winona Ryders Großvater war ein Freund von Philip K. Dick, Robert Downey Junior hatte selbst schwerwiegende Drogenprobleme -die ihn fast dazu zwangen die Schauspielerei an den Nagel zu hängen-, Keanu Reeves Part im Film erinnert stark an Matrix -so ist er eigentlich prädestiniert für die Rolle- und Woody Harrelson kommt ganz an die Leistung von heran -als durchgeknallter Freak. So ist dieses Ensemble ein Garant den Film gut rüber zu bringen und geht gleichermaßen in ihm auf.

    Fazit

    Einige Kritikpunkte sind dennoch vorhanden. Keanu Reeves wirkt manchmal in seiner Art und Weise den verkannten Helden zu personalisieren hölzern und in einigen Momenten sind Gesprächsinteraktionen kitschig und unausgereift. Die Liebesgeschichte zwischen Bob Arctor/Fred und Donna ist zum Schluss zeitraffermäßig abgearbeitet. Aber alles in allem beeindruckt der Film. Und die Tatsache, dass 2013 nicht mehr lange hin ist, macht ihn umso brisanter.

    Text © Valis

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  • 7.7
    Bewertung (Detail)
    7.7 von 10

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    IMDb.com
     von 10
    OFDb.de
     von 10
  • Eine durch Technik und Besetzung gelungene Science-Fiction-Adaption, die die Vision einer düsteren Utopie entwirft und gerade durch ihren verstörenden Charakter überzeugende Genre-Unterhaltung bietet.

    - Lexikon des internationalen Films


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