• The Midnight Meat Train
    2008 | USA | 103min
  • New York. Der Fotograf Leon (Bradley Cooper) lebt mit seiner Freundin Maya (Leslie Bibb) zusammen und will endlich Fuss im hiesigen Fotogewerbe fassen. Eines Tages macht er die Bekanntschaft mit Susan Hoff (Brooke Shields) -einer bekannten Galeristin- und wittert endlich seine Chance. Doch was ihm fehlt sind eindrucksvolle Bilder.

    Eines Nachts folgt er einer Gruppe Punks in die U-Bahn Station und wird Zeuge eines Übergriffs. Er kann die versuchte Vergewaltigung verhindern. Noch in derselben Nacht verschwindet das Model spurlos und taucht später in den Tageszeitungen als vermisst auf. Daraufhin geht Leon zur Polizei, doch niemand glaubt ihm so recht. Er observiert auf eigene Faust die U-Bahn Station und bemerkt einen elegant gekleideten Mann…

    Kritik

    Mitte der 80iger veröffentlichte Clive Barker Die Bücher des Blutes.
    Sechs an der Zahl und jeweils mit fünf bis sechs Geschichten bestückt, erregten sie damals großes Aufsehen.
    Stephen King urteilte über Barker: “Ich habe die Zukunft des Horrors gesehen, ihr Name ist Clive Barker.”

    Und wahrlich haben es die Geschichten in sich: Nicht nur was den Härtegrad angeht, sondern auch die erzählerische Wucht, die metaphernreichen Anspielungen, die knackige ungezwungene Sprache und nicht zuletzt die Plots, die so erschreckend gesponnen sind, dass es einem manchesmal den Atem verschlägt.
    Kein Wunder, dass die Reihe bereits Verfilmungen nach sich zog: Candymans Fluch und Lord of Illusions wären da zu nennen.

    Aber kommen wir auf die Kurzgeschichte, welche die Grundlage des Films darstellt: Der Mitternachts-Fleischzug:

    Ein Serienkiller geht um, und Kaufman (so der Protagonist der Kurzgeschichte), findet sich bald in New Yorks U-Bahn wieder, die nicht recht das ist, was man unter einer “normalen” U-Bahn versteht.

    Eigentlich gibt die Geschichte gar nicht so viel her, aber man hätte daraus durchaus einen schlechteren Film machen können (um ein vorläufiges Fazit zu ziehen). Wenn man sich die ganzen Splatterfilmchen so anguckt, ob es nun Remakes, Sequels oder Prequels von bekannten Horrorfilmen aus den 70iger und 80igern sind, oder neuere Ideen, die aber verkorkst und unausgreift sind, dann kommt Ryûhei Kitamura’s Midnight Meat Train frisch (und ausgereift) daher und ist eine willkommende Abwechslung zu dem Einheitsbrei der niveaulosen, am Fließband hergestellten Teenieslasherfilme. Schon die erste Szene soll zeigen, in welchen Bahnen sich der Film bewegt. Man wird Zeuge eines Schlachters, der Menschen in der U-Bahn wie Vieh behandelt. Kompromisslos und ohne Reue. Was jetzt klingt wie eine stupide Studie über einen 08/15 Serienkiller(film), ist viel mehr als das. Ein zentrales Thema des Films ist die Gewalt. Dennoch wird kein Anspruch erhoben, dieser einen Sinn zu verleihen; es ist vielmehr die Zurschaustellung dessen, was sie ausmacht, obgleich die Opfer (leider) einem Zweck dienen, der jetzt nicht weiter beleuchtet werden muss. Nicht radikal, aber entschlossen wird der Zuschauer im Laufe des Films an die Personen herangeführt:

    Auf der einen Seite ein Fotograf (Bradley Cooper), der glücklich mit seiner Freundin (Leslie Bibb) lebt und angespornt von einer Kunstmäzene (Brooke Shields) die düsteren Seiten New Yorks einfangen will. Auf der anderen Seite ein Fleischer (Vinnie Jones): Mordend, allein und still in der U-Bahn unterwegs, ausgestattet mit allerlei zweckdienlichem Werkzeug.

    Langsam, aber ohne in Stillstand zu geraten, führt Kitamura diese zwei Welten zusammen. Der Fotograf taucht in die düstere und gewalttätige Welt des Schlächters ein und verfällt letztendlich dieser. Dabei ergeben sich zwangsläufig genretypische Verhaltensmuster, wie die Entfremdung einer sich nahestehenden Person (in diesen Fall der Freundin) oder zunehmender Realitätsverlust und Wahnvorstellungen. Natürlich wird einem schnell klar, welches Schicksal den Fotografen ereilt, aber das ist nicht weiter schlimm. Zum einen ist man es gewohnt und zum anderen muss man ja zu einem Ende kommen. Und auch hier hätte man es durchaus schlechter gestalten können.

    Zu den Schauspielleistungen ist zu sagen, dass sie sich im Durchschnitt bewegen, einer jedoch herausragt. Großen Anteil daran, dass der Film so gut funktioniert, hat wohl Vinni Jones als Fleischer. Nicht, dass er schon von vorneherein eine imposante Erscheinung wäre, aber gerade in diesem Film zeigt er besonders seine harten, emotionslosen und kaltblütigen Seiten. Und man muss es so sagen, neben ihn verblassen alle anderen. Desweiteren kann man dem Film gute Goreffekte bescheinigen, was das Herz eines jeden Gorefans wohl höher schlagen lässt. Leider sind diese aus dem Computer und so wirkt alles sehr gekünstelt. Das ist schade, denn ein roher Film verdient meines Erachtens auch rohe Effekte und diese sind hier nicht nur nicht gegeben, sondern erwecken auch den Eindruck, dass sie nicht ernst genommen werden sollen. Das rüttelt zwar am Grundkonzept des Films, zerstört ihn aber nicht vollends.

    Was sehr gut geworden ist und womit sich wohl jeder anfreunden kann und wird, ist die Atmospähre. U-Bahn Stationen und Züge nach Mitternacht haben schon von Haus aus einen gruseligen Flair. Wird das alles auch noch gut in Szene gesetzt, ausgeleuchtet und mit düsteren Klängen untermalt, dann kann man sich dem Sog eines solchen Ortes nur noch schwer entziehen. Trotz der deplatzierten Computereffekte (CGI) fällt die Kameraarbeit positiv auf. Die wahnwitzigen Fahrten, Schwenks und Zooms machen einfach nur Spaß und lassen Einblicke zu, die man sonst so nicht zu sehen bekommt.

    Fazit

    Die größte Sorge des Regisseurs wird wohl gewesen sein, den Spagat zwischen dem Charme der Kurzgeschichte und den zur Verfügung stehenden filmischen Mitteln atmosphärisch umzusetzen. Letztendlich kommt man zu dem Schluss, dass Kitamura kein Meisterwerk fabriziert hat, trotzdem aber den Anspruch erheben kann, einen ordentlichen, stimmigen und effektvollen Genrefilm abgeleistet zu haben.

    Text © Valis

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  • 7
    Bewertung (Detail)
    7 von 10
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    IMDb.com
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    OFDb.de
     von 10

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