Die Mächte des Wahnsinns

Der populärste Horrorschriftsteller seiner Zeit ist verschwunden. Die Fangemeinde wartet ungeduldig auf den nächsten Roman von Sutter Cane (Jürgen Prochnow). Auch im Verlagshaus wird man nervös. Der Verleger Jackson Harglow (Charlton Heston) engagiert deswegen den Versicherungsdetektiv John Trent (Sam Neill). Er gilt als einer der Besten auf seinem Gebiet. Und gerade weil ein Verschwinden nicht die normalste Sache auf der Welt ist, wittert Trent schon einen Betrug. Denn durch die kommende Publicity, die dieser Vorfall hergibt, würde das Verlagshaus nicht schlecht profitieren. Als kleine Vertrauensgeste stellt Harglow, Linda Styles (Julie Carmen) -die Lektorin des Hauses- Trent zur Seite. Beide sollen sich auf die Suche nach Cane machen. Einziger Anhaltspunkt ist der Ort Hobb’s End. Hier soll sich Cane angeblich aufhalten. Die Fahrt dorthin, wird eine Fahrt des Alptraums und Trent -der sich selbst als den rationalsten Menschen auf der Welt hält- sieht sich auf einmal mit der fiktionalen Realität konfrontiert.

Kritik

John Carpenter schafft es mal wieder einen guten Horrorfilm zu drehen. Nach dem unglaublichen Erfolg von Halloween war er als kommender Shootingstar der Horrorszene bekannt geworden und man wurde immer ungeduldiger auf den nächsten Streich von Carpenter. Danach folgten was das Horrorgenre angeht, die Filme The Fog, Halloween 2, Das Ding aus einer anderen Welt, Christine, Halloween 3 und Die Fürsten der Dunkelheit. Alle waren eher mittelmäßig. „Das Ding aus einer anderen Welt“ und „Die Fürsten der Dunkelheit” begann Carpenter als Apocalypse Trilogy und fand mit “Die Mächte des Wahnsinns” einen erfolgreichen sowie würdigen Abschluß.

Zwar nicht in kommerzieller Hinsicht, aber was das Potential und die überaus gute Umsetzung anbelangt. Dieser Film wartet mit guten Schockeffekten auf, hat eine gute Besetzung inne und besitzt einen guten Plot.

Als gewöhnlicher Filmgänger der ab und zu einen Horrorfilm sich zu Gemüte ziehen will, dem sei “Die Mächte des Wahnsinns” sehr zu empfehlen. Aber auch Kenner des Horrorgenres kommen voll und ganz auf ihre Kosten, denn hier gibt es unzählige Anspielungen auf H.P. Lovecrafts Geschichten, Bezügen zu anderen Filmen und retrostilistische Einlagen die das Herz eines Horrorfans höher schlagen läßt. Um eine kleine Aufzählung zu machen, wobei man aber den Hinweis “ohne Gewähr” hinzufügen muß, da eher subjektive Betrachtungen vorliegen zum einen, und zum anderen man nicht alle Dinge erwähnen kann, die man gefunden hat: “Die Mächte des Wahnsinns” (In the Mouth of Madness) spielt auf den Titel Die Berge des Wahnsinns (At the Mountains of Madness) von Lovecraft an. Den Ort (Name) Hobb’s End hat Carpenter aus dem Film Das grüne Blut der Dämonen (Hobb’s End bezeichnet hier einem Bahnhof wo man auf seltsame Skelette gestoßen ist). Das Hotel heißt im Film Pickman und spielt auf den Titel der Erzählung Pickmans Modell von Lovecraft an. Die Beschreibungen des Ortes Hobb’s End kommen dem die in der Novelle Das Grauen von Dunwich -ebenfalls von Lovecraft- sehr nahe. Als Vorlage für die Figur des Sutter Cane diente John Carpenters guter Freund Stephen King. Des weiteren finden sich noch Monster und Filmszenen die Parallelen zu dem von Lovecraft geschaffenen Cthulhu-Mythos aufweisen.

Trotz dieser schön gemachten Verpackung und dem zugegebenermaßen insiderischen Verständnis und Faible für Lovecraft und Kumpanen verfehlt der Plot aber am Ende vielleicht etwas die Wirkung. Er ist zu sehr aufgebläht, läßt sich aber trotzdem mit dem logischen Verständnis ertragen, welchem den Zuschauer zuzutrauen ist. Die Schauspielleistungen können geradeso mit dem Tempo der Geschichte mithalten. Sie sind nicht grandios, obwohl Sam Neill als Irrer durchaus überzeugen kann, aber sie reichen aus, um Carpenters Film wirken zu lassen. Nett sind auch -eher aus heutiger Sicht- die kleinen Nebenrollen, die da aufwarten: Hayden Christensen als Zeitungsjunge, und Charlton Heston als Verleger. Ein Fehlgriff in der Besetzung ist allerdings Jürgen Prochnow. Er hatte schon Besseres von sich gegeben. Zu keiner Zeit fühlt man sich irgendwie sonderlich angstumschlungen oder gar erschrocken. Da fabriziert das kleine Monstermädchen schon eher Magenrumoren.

Fazit

Was anfangs mit Potential gemeint ist, soll einen Aspekt verdeutlichen, den man als Filmrecycling benennen kann. Also wie oft kann man sich einen Film angucken, ohne daß Langeweile entsteht. Hier kann man zwar davon ausgehen, daß, wenn das Ende bekannt ist, sich ein weiteres Anschauen nicht lohnen würde, aber durch die Atmosphäre und den Detailreichtum (in gewissem Maße) den der Film hergibt, kann man ein zweites und drittes Mal Anschauen durchaus riskieren. Somit liegt dieser Film über den Durchschnitt, kommt an den Klassiker “Halloween” nicht ran, beweißt aber solides Verständnis der Thematik um Horror und dessen Umsetzung. Carpenter kann das, was er sich vorgibt – manchmal – und nach “Halloween” und “Die Mächte des Wahnsinns” nur wieder in der Minireihe Masters of Horror.

Bewertung: 7 von 10